Wie sich die arabische Grammatik von der englischen unterscheidet

Die arabische Sprache fasziniert viele Lernende aufgrund ihrer einzigartigen Schrift, ihres reichen kulturellen Hintergrunds und ihrer klangvollen Aussprache. Für Deutschsprachige, die bereits Englisch beherrschen, kann es besonders aufschlussreich sein, einen Vergleich zwischen der arabischen und der englischen Grammatik zu ziehen. Dieser Artikel zielt darauf ab, die wesentlichen Unterschiede zwischen der arabischen und der englischen Grammatik zu beleuchten und somit ein besseres Verständnis für die Herausforderungen und Besonderheiten des Arabischen zu schaffen.

Schrift und Alphabet

Einer der offensichtlichsten Unterschiede zwischen Arabisch und Englisch liegt in der Schrift. Während das Englische das lateinische Alphabet verwendet, verwendet das Arabische ein eigenes Alphabet, das aus 28 Buchstaben besteht.

Richtung des Schreibens:
Eine der ersten Hürden für Arabischlernende ist die Schreibrichtung. Im Gegensatz zu den meisten westlichen Sprachen, die von links nach rechts geschrieben werden, wird Arabisch von rechts nach links geschrieben. Dies erfordert eine gewisse Anpassung, insbesondere beim Schreiben und Lesen.

Buchstabenformen:
Ein weiterer Unterschied ist, dass arabische Buchstaben je nach ihrer Position im Wort unterschiedliche Formen annehmen können: Anfang, Mitte, Ende oder isoliert. Dies ist vergleichbar mit der Verwendung von Groß- und Kleinbuchstaben im Englischen, allerdings komplexer.

Phonologie

Die Phonologie, also das Lautsystem einer Sprache, weist ebenfalls erhebliche Unterschiede auf.

Konsonanten:
Das Arabische hat einige Konsonanten, die im Englischen nicht existieren, wie zum Beispiel die emphatischen Konsonanten (ص, ض, ط, ظ). Diese Laute erfordern eine andere Zungen- und Rachenstellung, was für Englischsprachige ungewohnt sein kann.

Vokale:
Arabisch hat sowohl kurze als auch lange Vokale, die bedeutungsunterscheidend sind. Im Englischen gibt es zwar ebenfalls lange und kurze Vokale, aber die Unterscheidung ist nicht immer bedeutungsunterscheidend und funktioniert oft anders.

Artikel

Im Englischen gibt es bestimmte (the) und unbestimmte Artikel (a, an). Im Arabischen gibt es nur den bestimmten Artikel „ال“ (al-), der vor das Substantiv gesetzt wird. Es gibt keinen direkten unbestimmten Artikel im Arabischen; die Unbestimmtheit wird oft durch das Fehlen des bestimmten Artikels ausgedrückt.

Substantive und Adjektive

Genus:
Im Englischen gibt es kein grammatisches Geschlecht. Im Arabischen hingegen gibt es zwei Geschlechter: männlich und weiblich. Substantive und Adjektive müssen in ihrem Genus übereinstimmen, was für Lernende eine zusätzliche Herausforderung darstellt.

Pluralbildung:
Die Pluralbildung im Englischen erfolgt in der Regel durch das Anhängen von -s oder -es an das Substantiv (cat – cats, box – boxes). Im Arabischen gibt es hingegen gebrochene Plurale (جمع التكسير, jamʿ at-taksīr), bei denen das Wortinnere verändert wird (z.B. كتاب – كتب, kitāb – kutub). Diese Pluralformen müssen oft individuell gelernt werden, da sie unregelmäßig sind.

Verben

Konjugation:
Die Konjugation von Verben im Englischen ist relativ einfach im Vergleich zum Arabischen. Im Englischen wird das Verb je nach Zeitform und Person geringfügig verändert (I go, he goes, we went). Im Arabischen hingegen gibt es eine Vielzahl von Verbformen, die je nach Person, Zahl (Singular, Dual, Plural), Geschlecht und Zeitform (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) verändert werden müssen.

Verbalsystem:
Das arabische Verbalsystem ist komplex und umfasst neben den Hauptzeiten (Vergangenheit und Gegenwart) auch Aspekte wie den Perfekt und Imperfekt. Zudem gibt es im Arabischen eine reiche Morphologie, die das Bilden von Verben aus Wurzeln ermöglicht.

Satzstruktur

Die Satzstruktur im Arabischen unterscheidet sich erheblich von der im Englischen.

Wortstellung:
Die Standardwortstellung im Englischen ist Subjekt-Verb-Objekt (SVO) (I eat an apple). Im Arabischen ist die Standardwortstellung hingegen Verb-Subjekt-Objekt (VSO) (أكلتُ تفاحةً, akaltu tuffāḥatan – Ich aß einen Apfel). Diese Umstellung kann für Englischsprachige zunächst ungewohnt sein.

Nominalsätze:
Im Arabischen gibt es auch Nominalsätze, die kein Verb enthalten und dennoch vollständige Sätze sind. Ein Beispiel dafür wäre: البيت كبير (al-baytu kabīr – Das Haus ist groß). Im Englischen ist ein Verb (is) erforderlich, um einen vollständigen Satz zu bilden.

Präpositionen

Präpositionen spielen sowohl im Englischen als auch im Arabischen eine wichtige Rolle, doch ihre Verwendung kann unterschiedlich sein.

Präpositionen im Englischen:
Im Englischen gibt es eine Vielzahl von Präpositionen (in, on, at, by, etc.), die oft idiomatisch verwendet werden und daher schwierig zu lernen sind.

Präpositionen im Arabischen:
Das Arabische hat ebenfalls eine Reihe von Präpositionen (في, على, من, etc.). Einige Präpositionen können je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen haben, was zu Verwirrung führen kann. Zudem ändern sich oft die Präpositionen, wenn sie mit bestimmten Verben verwendet werden.

Pronomen

Personalpronomen:
Im Englischen gibt es Personalpronomen, die nach Person und Zahl unterschieden werden (I, you, he, she, it, we, they). Im Arabischen gibt es ebenfalls Personalpronomen, die jedoch zusätzlich nach Geschlecht unterschieden werden (أنا, أنتَ, أنتِ, هو, هي, نحن, أنتم, أنتن, هم, هن).

Possessivpronomen:
Im Englischen werden Possessivpronomen verwendet, um Besitz anzuzeigen (my, your, his, her, its, our, their). Im Arabischen hingegen werden Possessivsuffixe an das Substantiv angehängt (كتابك, kitābuka – dein Buch; كتابها, kitābuhā – ihr Buch).

Negation

Die Negation von Sätzen unterscheidet sich ebenfalls zwischen den beiden Sprachen.

Negation im Englischen:
Im Englischen wird die Negation durch das Hinzufügen von „not“ nach dem Hilfsverb gebildet (I do not like – Ich mag nicht).

Negation im Arabischen:
Im Arabischen gibt es verschiedene Methoden der Negation, abhängig von der Zeitform des Verbs. In der Gegenwart wird oft „لا“ (lā) verwendet (لا أحب, lā uḥibb – Ich mag nicht). In der Vergangenheit wird „ما“ (mā) verwendet (ما أحببت, mā aḥbabtu – Ich mochte nicht). Zudem gibt es „ليس“ (laysa) für die Negation von Nominalsätzen (ليس البيت كبير, laysa al-baytu kabīr – Das Haus ist nicht groß).

Idiomatische Ausdrücke und Redewendungen

Wie in jeder Sprache gibt es auch im Arabischen eine Vielzahl von idiomatischen Ausdrücken und Redewendungen, die sich oft nicht wörtlich ins Englische übersetzen lassen und umgekehrt.

Englische Redewendungen:
Viele englische Redewendungen basieren auf kulturellen oder historischen Kontexten, die für Nicht-Muttersprachler schwer verständlich sein können (z.B. „kick the bucket“ für „sterben“).

Arabische Redewendungen:
Auch im Arabischen gibt es zahlreiche Redewendungen, die stark kulturell geprägt sind und oft eine tiefere Bedeutung haben, die sich nicht sofort erschließt (z.B. „يداً بيد“ (yadan bi-yad) für „Hand in Hand“, was Zusammenarbeit bedeutet).

Zusammenfassung

Das Erlernen der arabischen Sprache bietet eine faszinierende Reise in eine reiche und vielfältige Kultur. Die Unterschiede in der Grammatik zwischen Arabisch und Englisch sind zahlreich und können zunächst einschüchternd wirken. Doch mit Geduld und kontinuierlichem Üben können diese Herausforderungen gemeistert werden. Das Verständnis der grundlegenden grammatikalischen Unterschiede, wie sie in diesem Artikel beschrieben wurden, kann Deutschsprachigen, die bereits Englisch sprechen, einen soliden Ausgangspunkt bieten, um sich erfolgreich in die arabische Sprache einzuarbeiten.